Forschergruppe "Sprachvariation als kommunikative Praxis"
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IDS - Pragmatik
Teilprojekt
Sprachkontakt Deutsch-Englisch
Code-switching, Crossover & Co.
Leitung Prof. Dr. Rosemarie Tracy (MA)
Elsa Lattey, Ph.D. (Tübingen)
Mitarbeiterinnen Doris Stolberg, M.A.
Alexandra Münch, Dipl.-Phil.
  Mitarbeiterverzeichnis
Universität Mannheim
Universität Tübingen

Das Projekt untersucht und vergleicht Formen und Funktionen deutsch-englischer Sprachkontaktphänomene (Code-switching, Entlehnungen, Überblendungen, Lehnübersetzungen etc.) in schriftlichen Texten und in mündlichen Diskursen bilingualer Sprecher. 

Kontaktphänomene sind das Produkt einer simultanen Aktivierung von sprachlichen Kenntnissystemen.  Diese Koaktivierung zeigt sich im sukzessiven Nebeneinander (z.B. Ich hab das Buch gelesen and like it very much), aber auch in der Überblendung von Elementen beider Sprachen (z.B. bei Kontaminationen, wie bei geschriebenem schould für Schuld oder mündlich produziertem für heaven’s Willen).  Angesichts der Breite der anzutreffenden Phänomene erscheint der schon lange in der Forschung etablierte Begriff des Code-switching nicht angemessen, denn nicht immer findet dabei ein klar identifizierbarer Wechsel von einer Sprache in die andere statt.  Dies zeigt sich auch an sogenannten Lehnübersetzungen wie Ich bin falsch, denen keine overte lexikalische Mischung anzumerken ist (daher die Rede von "crossover" im Titel unseres Projekts).

Die linguistische Analyse und Beschreibung von Mischäußerungen stellt die Linguistik in theoretischer und methodischer Hinsicht vor erhebliche Probleme.  Besondere Herausforderungen für die linguistische Theorie ergeben sich dann, wenn sich Strukturen manifestieren, welche einzelsprachliche Wohlgeformtheits- bedingungen verletzen (z.B. Ich weiß nicht, was zu tun / Nachdem ich mir den hamstring gepulled hab). 

In der Forschung wird bereits seit längerem intensiv diskutiert, inwieweit diese Interaktion zwischen zwei sprachlichen Kenntnissystemen grammatisch geregelt ist.  Gibt es Restriktionen, etwa analog der für die Universalgrammatik angenommenen Prinzipien, die den Wechsel an bestimmten Konstituentengrenzen verhindern?  Verfügen Bilinguale nicht nur über zwei einzelsprachliche Grammatiken, sondern auch noch über eine dritte Grammatik für Mischäußerungen?  Und nicht zu vergessen:  Wenn es strukturelle Wohlgeformtheitsbedingungen für den Sprachwechsel gibt, wie werden sie im Verlauf des Spracherwerbs erworben? 

Ziel des Projekts ist es, zu dieser Diskussion einen theoretischen, methodischen und empirischen Beitrag zu leisten.  Auf der Grundlage umfangreicher schriftlicher (Privatbriefe, Tagebücher) und mündlicher Korpora werden intraindividuelle Mischprofile von einem Dutzend deutschstämmiger EmigrantInnen in den USA untersucht und miteinander verglichen.  Die theoretische Grundlage der Analyse bilden generative Theorien (Parametertheorie, Minimalismus und ihre Nachfahren), soziolinguistische Ansätze zur Erklärung der funktionalen Merkmale von Mischäußerungen und psycholinguistische Theorien der Sprachproduktion und der Organisation des mentalen Lexikons.
 

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    Institut für deutsche Sprache Mannheim Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
    Verantwortlicher: Dr. Jannis Androutsopoulos [e-mail]
    Letzte Änderung: 05. Februar 2001