Forschergruppe "Sprachvariation als kommunikative Praxis"
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IDS - Pragmatik
Teilprojekt
Sprache italienischer Migranten in Mannheim 
Intra- und interlinguale Variationsformen, Funktionen 
und Dynamik
Leiterin: Prof. Dr. Christine Bierbach (Mannheim)
Mitarbeiterin: PD Dr. Gabriele Birken-Silverman (Mannheim)
Mitarbeiterverzeichnis
Universität Mannheim

Gegenstand des Projekts
Eine ganz spezifische Form von Sprachvariation erscheint in der urbanen postindustriellen Gesellschaft: Große deutsche Industriemetropolen mit multiethnischer Bevölkerung wie z.B. Mannheim sind geprägt durch die Präsenz diverser Migrantensprachen, die Teil des plurilingualen Varietätenspektrums der städtischen Kommunikationsgemeinschaft sind. Einen exemplarischen Ausschnitt thematisiert das am Schnittpunkt von urbaner Soziolinguistik und Sprachkontaktforschung konzipierte Projekt: Untersuchungsgegenstand ist das Sprachrepertoire der Mitglieder der italienischen "Migrantenkolonie" in Mannheim, der ältesten Einwanderergruppe und zweitgrößten ethnolinguistischen Minderheit. Grundlage der ethnographisch-konversationsanalytischen Beschreibung ist ein Korpus mit Gesprächsdaten, die im italienischen Migrantenmilieu in einem hochgradig ethnisch gemischten Stadtteil Mannheims von gruppeninternen und externen Exploratorinnen aufgezeichnet werden. Diese Migrantenkolonie ist gekennzeichnet durch überwiegende Kettenmigration aus bestimmten Orten Siziliens, stabile intraethnisch orientierte Netzwerke und z.T. durch Pendelmigration. Die ausgewählte Zielgruppe ist durch mehrere miteinander vernetzte Kleingruppen mit Mitgliedern der ersten (in Italien primärsozialisierten), der zweiten und dritten (in Deutschland primärsozialisierten) Migrantengeneration repräsentiert, deren alltägliche Kommunikationspraxis in verschiedenen situativen Kontexten dokumentiert wird.

Ziele
Ziel des Projekts ist im Rahmen der Darstellung des komplexen Sprachrepertoires die Analyse funktionaler, struktureller und soziostilistischer Variationsphänomene in Abhängigkeit von situativen und kontextspezifischen Parametern. Daraus resultieren im wesentlichen folgende Fragekomplexe:
 

1. Komponenten des Sprachrepertoires (Herkunftssprache Italienisch mit Varietäten des italiano parlato und Herkunftsdialekt, Deutsch, marginal und fragmentarisch weitere Migrantensprachen)
2. alternierender Gebrauch der Varietäten
2.1. situative Parameter (Familie, Freundeskreis, Schule, ingroup- 
       outgroup-Konstellation)
2.2. Funktionen: interaktionale Bedeutung, sozialsymbolischer Wert, 
       Identitätskonstitution usw.
2.3.  grammatische Strukturen der Code-Alternanz
3. gattungsspezifische kommunikative Muster
4. soziostilistische Aspekte (gruppenspezifische Kommunikationsstile) 
5. generationsspezifische Dynamik (z.B. parlato giovanile, Pidgin) 
6. innersprachliche strukturelle Merkmale der italienischen Varietäten

Die einzelnen inter- und intralingualen Variationsphänomene werden untersucht mit dem Ziel, Varianzmodelle regelhaften Sprachverhaltens zu ermitteln und spezifische Kommunikationsmuster aufzuzeigen. 

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    Institut für deutsche Sprache Mannheim Institut für Deutsche Sprache, Mannheim
    Verantwortlicher: Dr. Jannis Androutsopoulos [e-mail]
    Letzte Änderung: 05. Februar 2001