Ringvorlesung Sprachliche
Variation
Universität Mannheim,
WS 2001/2002
Konzept:
Reden Menschen, wie sie reden, weil sie dies so wollen oder weil sie
eigentlich keine andere Wahl haben? Letzteres trifft mit Sicherheit nicht
zu, wenn man das Spektrum der Varietäten berücksichtigt, die
sich ein Mensch im Laufe seines Lebens - und oft schon in der Kindheit
- aneignet. Dies bedeutet unter anderem, daß wir in konkreten kommunikativen
Situationen (wissentlich und unwissentlich) immer auch ein Stück Identität
(u.a. die Zugehörigkeit zu bestimmten sozialen Gruppen) preisgeben
und unsere Einstellungen zu Gesprächspartnern und Gesprächthemen
kundtun.
Anliegen der Ringvorlesung, an der sich Vertreter und Vertreterinnen
der Anglistik, Germanistik, Romanistik, Slavistik und der Allgemeinen Linguistik
beteiligen, ist es, die Faktoren, welche diese Wahl beeinflussen, zu beleuchten
und ihr Zusammenwirken aufzuzeigen. Studierende gewinnen dabei einen Überblick
über linguistische Methoden und einen Einblick in diejenigen linguistischen
und soziolinguistischen Theorien, mithilfe derer man Variation in funktionaler
Hinsicht (i.e. in Beantwortung der Frage: Was leistet Variation?) und in
formaler Hinsicht (Wie manifestiert sie sich?) charakterisieren kann.
Dabei werden folgende thematische Schwerpunkte gesetzt: Allgemeine Einführung
in funktionale und formale Parameter der Variation, der Zusammenhang zwischen
Variation und Sprachwandel, die vieldeutige Verwendung sprachlicher Varianten,
Sprachvariation in der Medienkommunikation, altersspezifische Sprachvariation
(vor allem jugendsprachliche Kommunikationsstile, (fingierte) Mündlichkeit
und soziale Markierung in literarischen Texten (u.a. in Übersetzungen),
kommunikative soziale Stile und die Manifestation sozialer Identität
(u.a. illustriert anhand unterschiedlicher sozialer Milieus in Mannheim),
Variation durch Sprachkontakt, ethnographisch basierte Methoden sowie der
Beitrag der Variationsforschung zum Verständnis von Selbst- und Fremdsicht.
Dozenten und Themen (in chronologischer Reihenfolge):
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Jadranka Gvozdanovic (Slawistik): Sprachvariation, Typologie und Sprachwandel
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Rosemarie Tracy (Anglistik): Variation und Konstanz: Zur Rolle der Universalgrammatik
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Sture Ureland (Allg. Linguistik): Glottogenese, Schuchardt
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Beate Henn-Memmesheimer (Germanistik): Defizit, Differenz und funktionale
Interpretation
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Monika Heller: Globalization and linguistic variation
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Werner Kallmeyer (Germanistik): Sprachvariation und soziale Stile
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Inken Keim (Germanistik): Soziolinguistik und Ethnographie
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Gabriele Birken-Silverman (Romanistik): Alter, altersspezifische Sprachvariation:
Jugendsprachliche Kommunikationsstile
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Jannis Androutsopoulos (Germanistik): Sprachvariation in der Medienkommunikation
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Frank Müller (Romanistik): Gesprächsdolmetschen und die Frage
der Übersetzung von nicht-standardisierten Varietäten
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Christine Bierbach (Romanistik): Muendlichkeit und soziale Markierung in
literarischen Texten (am Beispiel Harry Potter)
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Rainer Hamel: "Diversidad cultural", Sprachenpolitik und zweisprachige
Erziehung in Lateinamerika